1 – Kalibrieren: Das Vorhaben planen

 „Kreativer sein“ ist ein gutes Ziel im Leben. Aber wie anfangen? Kreativität lässt sich meist nicht planlos und nebenher entfalten – wie wir später sehen werden. Kreativität kann bewusst entwickelt werden. Doch dazu müssen wir unser Ziel genauer formulieren. Wie das geht, darin geht es in diesem Beitrag.

7k Methode: Kalibrieren

Vielleicht hast du schon ein konkretes Ziel. Du willst endlich ein Buch schreiben. Oder du möchtest tolle Fotos für Instagram machen. Das eine vielleicht als persönliche Entwicklung das andere, um im Job noch besser zu sein. Beides sind wunderbare Vorhaben – denn Kreativität kann uns Menschen so oder so glücklicher machen.

Doch selbst so konkrete Ziele sind noch ziemlich ungenau. Welches Buch willst du schreiben? Was willst du mit deinem Instagram Account erreichen? Wie lautet die Botschaft, die du in die Welt bringen willst? Oder geht es dir um kreative Qualitätszeit mit dir alleine? Welchen Rahmen brauchst du, damit es sich gut für dich anfühlt?

In dieser Phase der 7k-Methode geht es also darum, den Wunsch nach Kreativität konkreter zu fassen: In welchem Rahmen kannst und möchtest du kreativ sein? Welche Fertigkeiten hast du – und welche möchtest du verbessern? Was ist notwendig um die Ergebnisse zu erzeugen die du dir wünschst?

Um diese Fragen zu beantworten, musst du die Richtung kennen, in die du dich entwickeln willst. Das klingt falsch für dich? Ist dein Wunsch nach Kreativität noch sehr unbestimmt und es strengt dich an, über konkrete Ergebnisse nachzudenken? Du hast das Gefühl, es könnte deine künstlerische Freiheit einschränken? Verständlich. Bleibe trotzdem dran. Denn genau darauf gibt es gute Antworten.

Und glaube mir: Es hilft, wenn du zumindest die Richtung kennst – und nicht lange im Kreis läufst. Denn genau das ist frustrieren und macht uns nicht glücklich.

Denn untrennbar mit Kreativität ist ein Ergebnis verbunden. Schon die allgemeinste Definition von Kreativität lautet: Kreativität ist die Fähigkeit, etwas zu erschaffen, was neu oder originell und dabei nützlich oder brauchbar“. Oder, anders gesagt: Es ist natürlich auch ein schöner Zeitvertreib, seine Zeit mit Kritzeleien oder Tagebucheinträgen zu verbringen. Ich schreibe fast jeden Tag in mein Tagebuch. Aber das hat mit Kreativität nicht viel zu tun. Denn dazu gehört ein Ergebnis – selbst, wenn du der einzige Betrachter davon sein wirst.

Was also willst du erschaffen?

Es geht also um kreative Ergebnisse. Wieso nenne ich diese Phase dann „kalibrieren“? Die Antwort darauf ist: Weil wir viele Ziele haben und viele Ziele haben sollten. Wollten wir diese alle formulieren, würde uns das lähmen. Und das wäre das Gegenteil von Kreativität. Statt also alle Vorhaben mühselig im Detail zu formulieren, schlage ich vor die eigenen Messinstrumente zu „kalibrieren“, mit denen wir dann im Flow zu den jeweils angemessenen Ergebnissen kommen.

In kreativen Prozessen ist ein klares Ziel ohnehin nicht sonderlich hilfreich. Denn wenn sich die Dinge anders entwickeln – und das sollen sie ja – müsste die Zielbeschreibung angepasst oder stur das bisherige Ziel anvisiert werden. Habe ich aber meine Entscheidungsfähigkeit geschult – werde ich schnell auf veränderte Situationen reagieren können. Also formulieren wir die Richtung in die das alles gehen soll und kalibrieren unsere Messinstrumente auf unsere persönlichen Bedürfnisse.

Lasst uns also auf die mehr oder weniger hilfreichen Möglichkeiten schauen, mit denen persönliche Vorhaben aka Ziele beschrieben werden können. Die besten zeigen uns gleich, wie wir unsere eigenen Sinne für die große Richtung schärfen können.

Kreative Vorhaben formulieren

Wollen wir unsere Sinne für unser kreatives Vorhaben schärfen, müssen wir lernen, welche Ziele überhaupt hilfreich sind. Hier zeige ich dir drei mögliche Methoden Ziele zu formulieren – von denen eine bei kreativen Vorhaben nicht funktioniert. Und mit dieser Methode beginne ich diese Liste.

SMARTe Ziele

Wenn professionell über Ziele gesprochen wird, dauert es nicht lange, bis das Akronym „SMART“ genannt wird. Dies ist eine in Business-Projekten durchaus hilfreiche Standardisierung von Zielen und steht für:

  • Spezifisch: Das Ziel muss konkret und lebensnah formuliert werden.
  • Messbar: Das Ergebnis muss messbar sein – also in Zahlen oder einfachen Stufen wiedergegeben werden können.
  • Attraktiv: Es muss für alle im Team attraktiv sein und damit nicht gegen persönliche Nebenziele oder Haltungen stehen.
  •  Realistisch: Das Ziel muss erreichbar sein. Und das muss von Anfang an allen im Team klar sein.
  • Terminiert: Es gibt ein Enddatum, an dem das Ziel erreicht werden muss. Damit dann die Erfolgsmessung vorgenommen werden kann.

Und warum soll das für unser kreatives Vorhaben nicht hilfreich sein? Ganz einfach: Weil so die Zielvereinbarung für die Produktion von Buntstiften formuliert werden – aber nicht die Kunstwerke, die daraus entstehen können.

Wir sind uns hoffentlich einig, dass diese SMARTe Ziele für die Formulierung eines kreativen Vorhabens völlig ungeeignet sind. Denn natürlich können wir vorher nicht sagen, wie das Produkt aussehen wird. Der Erfolg wird auch nicht in Zahlen messbar sein. Und ob das Vorhaben realistisch ist, wird uns der Weg zeigen – vielleicht möchten wir ja auch Unmögliches. Warum auch nicht? Und ein Enddatum festlegen? Bitte, nein! Einzig das „A“ für „Attraktiv“ ist hilfreich. Doch eins aus fünf ist zu wenig.

Vergessen wir also die SMARTen Ziele.

Der Golden Circle

Dieses Bild veranschaulicht den Golden Circle:

Golden Circle
Der Golden Circle: Es geht um das, was in der Mitte ist.
  • Ganz außen – und damit ziemlich unspezifisch – finden wir den großen Kreis des „What“. Das ist vielleicht das Ergebnis, das wir erreichen wollen. Vielleicht besser malen zu können oder ein Buch zu schreiben. Das „What“ befindet sich somit auf der dinglichen Ebene und führt uns vor Augen, was wir nachher in den Händen halten.
  • Doch dieses Produkt ist ein Ergebnis des „How“, also des Weges, wie wir dorthin gekommen sind. Haben wir wild drauflos gemalt oder sind wir in einen Malkurs gegangen? Wollen wir uns eine Woche oder mehr zum Entwickeln unseres Buches aus der Welt zurückziehen oder werden wir von nun an jeden Tag eine Stunde schreiben? Beides ist möglich – führt allerdings zu unterschiedlichen Ergebnissen.
  • Der Same, der mittlere Ursprung von allem ist das „Why“: Warum wollen wir eigentlich kreativer sein? Möchten wir malen lernen, um lustige Grafiken für Instagram zu zeichnen? Oder suchen wir nach einem Ausdruck von Gefühlen in einer selbstgeschaffenen Bilderwelt? Jedes „Warum“ ist legitim. Allerdings sollte klar sein, dass das „How“ und das „What“ völlig anders aussehen werden, wenn wir es tun, um Geld zu verdienen oder um einem inneren Drang nachzugeben.

Entwickeln wir den Golden Circle, beginnt die Kalibrierung unserer Sinne mit der Frage nach dem Warum. Selbst wenn das die schwierigste Frage ist. Ist diese allerdings beantwortet, haben wir für das „Wie“ und das „Was“ einen klaren Korridor mit jederzeit abrufbaren Regeln.

Wie kannst du dieses „Warum“ entdecken? Das zu erklären, brächte einen eigenen Beitrag hier. Bis dahin aber mein bester Tipp: Ich beantworte mir solche komplexen Fragen am liebsten mit dem Automatisch Schreiben. Das ist eine anerkannte Technik für die Selbsterforschung und sie funktioniert bei mir ganz hervorragend. Andere meditieren über ihr Warum, einige entwickeln das im Gespräch mit Freund:innen und andere wissen es ohnehin.

Was ist dein Warum? Und wie kannst du es finden?

Der persönliche Sweetspot

Auch der persönliche Sweetspot ist ein Trick, das in uns schlummernde Wissen über unsere Wünsche und Ziele zu entdecken. Um diesen zu entwickeln, muss du dir drei Fragen beantworten:

sweetspot
Auch hier liegt der Sweetspot in der Mitte.
  1. Was kann ich besonders gut?
  2. Was tue ich gerne?
  3. Was kann ich der Welt geben?

Schreibe dir die hoffentlich vielen Antworten auf diese Fragen auf Post-Its und platziere sie in diesem Bild:

Achte auf die Schnittmengen: Was du gut kannst und auch noch gerne tust, ist ein Talent, das du fördern kannst. Was du gut kannst und was die Welt braucht, hat das Potential ein erfüllender Job für dich zu sein. Selbst, wenn du es nicht so gerne tust. So geht es ja vielen von uns.

Und in der Mitte ist der Sweetspot: Die Tätigkeiten im Schnittpunkt aller drei Kreise tust du gerne, du kannst sie gut und die Welt profitiert von ihnen. Deshalb sind sie vermutlich eine gute Richtung für dein kreatives Vorhaben.

Wie damit umgehen?

Vielleicht nervt dich der Gedanke, vor dem Start in eine kreative Zukunft mit einer Selbsterforschung Zeit zu verschwenden. Vielleicht willst du lieber gleich mit dem Malen oder dem Schreiben anfangen. Das ist verständlich. Doch die Phase der inneren Kalibrierung solltest du nicht unterschätzen.

Selbst wenn das Ergebnis deiner kreativen Entwicklung noch im Nebel und weit entfernt liegt (was übrigens sehr typische Eigenschaften von kreativen Entwicklungen sind) ist es gut, wenn du die grobe Richtung kennst. Wenn dir das „Warum“ deines Golden Circles und dein Sweetspot bewusst sind. Denn, wenn du diese Richtung einschlägst, ersparst du dir das frustrierende Herumtapsen im Nebel. Das viele Kreativstarter zum Aufhören zwingt.

Und, hey: Natürlich kannst du gleichzeitig mit dem Malen, dem Schreiben oder einem anderen kreativen Prozess beginnen. Übung, und das ist schon die Überleitung zur nächsten Phase, wirst du in jedem Fall benötigen.