Tools & Tipps für kreative Köpfe
Bücher über Kreativität – die sich wirklich lohnen
Zugegeben, ich habe nicht wirklich alle Bücher über Kreativität gelesen. Denn es gibt davon mehr, als in mein Leben passen. Doch die besten Bücher der vergangenen Jahre habe ich ganz sicher in meinem Bücherschrank stehen. Hier meine Lieblings-Bücher – mit einem Tipp, für wen sich die Lektüre lohnen könnte.
Julia Cameron: “Der Weg des Künstlers. Ein spirituelle Pfad zur Aktivierung unserer Kreativität”
Um ehrlich zu sein: Diese Liste beginnt mit diesem Buch, weil ich sie alphabetisch anhand der Nachnamen der Autor:innen sortiere. Den “Weg des Künstlers” mag ich nicht besonders. Es ist mir, nun, einfach zu “spirituell”. Ich glaube nämlich nicht, dass Kreativität so etwas wie eine allmächtige Energie ist, die wir anzapfen können. Das ist mir zu esoterisch. Und doch ist dieses Buch von Julia Cameron ein Klassiker – und ich habe viel daraus gelernt. Vor allem die beiden Grundübungen “Morgenseiten” und der “Künstlertreff”. Deshalb fällt es mir nicht schwer, dir das Buch ans Herz zu legen. Auch, wenn du – wie ich – mehr an Gehirnchemie als an übersinnliche, kreative Energie glaubst.
Für wen lohnt sich das Buch? Für alle, die ihre Kreativität wecken möchten – und den Stil der Autorin mögen.
John Cleese: „Kreativ sein und anders denken“
Ein Quickread (falls es diesen Begriff gibt): John Cleese kennst du vielleicht von der Komiker-Truppe Monty Python und aus vielen ausgezeichneten Filmen. Und, Überraschung: John Cleese ist Autor. In dem Büchlein “Kreativ sein und anders denken” stellt er – sehr persönlich – seine Arbeitsweise vor und seine Art, anders zu denken. Und auf fast jeder Seite findest du einen denkwürdigen Gedanken: „Wenn Sie beispielsweise essen, dann ist der Moment, in dem die Gabel leer zurück zum Teller wandert, kein Fehlschlag; er ist einfach Teil des Essensvorgangs.“ So erklärt er, dass es auch unproduktive Zeiten gibt.
Für wen lohnt sich das Buch? Eigentlich für jede:n. Denn es ist schnell zu lesen, sehr unterhaltsam und wird dir lange in Erinnerung bleiben.
Egon Freitag: “Kreativitätstechniken. So finden Sie das richtige Werkzeug für ihr Problem”
Eine wissenschaftliche Übersicht aller bekannten und einiger eher unbekannter Kreativitäts-Techniken. Vielleichst weißt du, was sich hinter “Scribbeln” versteckt – aber was ist eigentlich “Sequentielle Morphologie”? Du ahnst es schon: Das ist kein Buch, das auf dem Nachttisch liegt und durchgelesen werden will. Egon Freitag beschreibt in seinem Standardwerk so ziemlich alle denkbaren Kreativitätstechniken und clustert sie nach Anwendungsfällen. Er zeigt, wie sie durchgeführt werden, ihre Nach- und ihre Vorteile. Ich habe darin viel Neues gefunden. Und ganz viel davon auch wieder gleich vergessen.
Für wen lohnt sich das Buch? Vermutlich sollte jede:r Kreativlehrer:in das Buch im Schrank haben. Mir hat es bei einigen Techniken geholfen, sie einzuordnen.
Dirk von Gehlen: „Anleitung zum Unkreativ sein“
Meine erste Reaktion auf den Titel war alles andere als positiv. Das wirkt ein wenig wie von Watzlawiks “Anleitung zum Unglücklichsein” abgekupfert. Doch ich weiß, dass Dirk von Gehlen ein schlauer Kollege ist und weiß, wovon er schreibt. Außerdem kann “abkupfern” durchaus kreativ sein. Und siehe da: Es hat sich gelohnt. Gehlen schreibt unterhaltsam, die Aufmachung und das Layout ist sehenswert (also bitte nicht auf dem Kindle lesen) und es steckt voller Tipps, Übungen, etwas Denk-Gymnastik und Stories. Prädikat: lesenwert und nützlich. Ganz besonders gefällt mir die zweifarbige und liebevolle Aufmachung und der roten Faden der kreativen Entstehung: Präparation, Inkubation, Illumination und Verifikation.
Für wen lohnt sich das Buch? Ich empfehle es vor allem digitalen Arbeiter:innen, denen der Job zu fad wird und die glauben, nicht kreativ sein zu können.
Bas Kast: “Und plötzlich macht es Klick. Das Handwerk der Kreativität oder wie die guten Ideen in den Kopf kommen.”
Dieses Buch hat der Journalist Bas Kast drei Jahre vor seinem fast schon legendären Bestseller “Der Ernährungskompass. Das Fazit aller wissenschaftlichen Studien zum Thema Ernährung” geschrieben. Mir gefällt der Gedanke, dass er sich damit warm gelaufen und für auf sein Lebensthema “Ernährung” vorbereitet hat. Jedenfalls ist Bas Kast ein glasklarer Wissenschaftsjournalist und tingelte für sein Kreativ-Buch durch zahlreiche Labore und Institute, um der Kreativität auf die Spur zu kommen. Entsprechend fundiert ist der Inhalt. Und das beschreibt er eingängig und lesenswert. Wenn auch ohne praktische Tools und Übungen. Aber so ist Wissenschaft nun mal.
Für wen lohnt sich das Buch? Wenn du die Hintergründe von Kreativität entdecken und die Hintergründe – z.B. auch für die Kindererziehung – lernen willst, ist das dein Buch.
Melanie Raabe: „Kreativität – Wie sie uns mutiger, glücklicher und stärker macht“
Als Bestseller-Autorin hätte es sich Melanie Raabe leicht machen können und in die Fußstapfen von Stephen King oder Haruki Murakami treten können. Dann hätte sie ein langes Buch darüber geschrieben, wie man ein Buch schreibt. Doch die Kölnerin hat ihren Kreis größer gezogen und sich die Kreativität als Lebenstil vorgenommen. Beinahe landet sie damit im Regal für „Persönlichkeitsentwicklung“. Das hat hat auch viel mit den Übungen und Listen zu tun, mit denen sie das Geschriebene integrierbar macht. Naja, das erinnert an manchen Stellen an Pinterest-Sprüche und gibt ihrem Buch einen etwas süßlichen Beigeschmack. Und trotzdem: “Kreativität – wie sie uns mutiger, glücklicher und stärker macht” ist angenehm persönlich und mitfühlend geschrieben und ich habe gerne Zeit mit dem Buch verbracht.
Für wen lohnt sich das Buch? Minimalisten und digitale Arbeiter:innen werden damit vermutlich weniger anfangen können als Fans von kreativen Instagram- und Pinterest-Accounts.